Ergonomie am Arbeitsplatz
Wie kleine Änderungen großes bewirken können oder "Wie Bewegung die Arbeit verändern kann"?
Ergonomie am Büroarbeitsplatz: Bürostuhl, Bildschirm, Bewegung
Die Ergonomie im Büro beeinflusst die Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Menschen maßgeblich. Und sie kann mit recht einfachen Mitteln sehr stark verbessert werden. Gemeinsam mit Ergonomieexpertin Susanne Weber von ergoimpuls haben wir Ihnen hier einiges Tipps zum Thema gesundes Arbeiten am Schreibtisch zusammengefasst.
Die Einstellung des Bürostuhls
Ein Schlüsselelement der Bürositzplatz-Ergonomie ist die richtige Einstellung des Bürostuhls. Ein guter ergonomischer Bürostuhl hat mehrere Einstellungsmöglichkeiten: Die Sitzhöhe, die Sitztiefe, die Neigung, die Rückenlehne, die Armlehne und die Sitzdynamik.
Ein guter Standardstuhl kann für 90 % aller Mitarbeiter optimale Arbeitsvoraussetzungen schaffen, wenn er richtig passt und individuell auf die Person eingestellt ist. Für die anderen 10 %, die für einen Standardstuhl entweder zu groß oder zu klein sind, sollten in jeder Firma Spezialstühle vorhanden sein.
Was helfen alle technischen Lösungen, wenn sie ungenutzt bleiben und der Stuhl nicht auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers eingestellt wird? Machen Sie sich daher mit den Einstellmöglichkeiten Ihres Bürostuhls vertraut.
Die Gebrauchsanweisung des Herstellers oder Video-Bedienungsanleitungen auf YouTube helfen Ihnen dabei. Wir bieten Ihnen sogar persönliche Einweisung und Schulung an, oder buchen Sie eine individuelle Ergonomieberatung.
Immer von der Sohle bis zum Scheitel
Den Bürostuhl richtig einzustellen, die eigenen Sitzgewohnheiten regelmäßig überprüfen und aktiv-dynamisches Sitzen sowie Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren, sind die besten Voraussetzungen für ein beschwerdefreies Arbeiten. Bewegungsspielraum benötigt. Beim Arbeitsplatz einrichten sind pro Schreibtisch mindestens 1,5 Quadratmeter zusätzlicher Freiraum einzuplanen.
1. Die Sitzhöhe
Um den Bürostuhl richtig einzustellen, wird grundsätzlich eine Grundeinstellung empfohlen. Das Hauptziel bei der Einstellung des Bürostuhles ist es, dass der Winkel zwischen Unter- und Oberschenkel etwas größer als 90 Grad ist. Die Hüfte liegt dann etwas höher als die Knie. Zwischen Rumpf und Oberschenkel entsteht so ein leicht geöffneter Winkel (>90 Grad). Dabei stehen die Füße vollständig auf dem Fußboden. Abhängig von der Absatzhöhe der Schuhe sollte die Sitzhöhe gegebenenfalls korrigiert werden.
2. Der Schiebesitz /Sitztiefe
Durch das Vor- und Zurückschieben des Sitzes bei der Einstellung des Bürostuhles gelingt die Anpassung an die individuelle Oberschenkel-Länge. Das Anlehnen an die Rückenlehne sollte gewährleistet sein. Deshalb nutzen Sie die Sitzfläche beim klassischen Bürostuhl ganz aus, damit ein Beckenkontakt zur Rückenlehne herrscht. Dazwischen sollte ein Fingerbreit Platz sein.
3. Die Sitzneigung
Mit der Sitzneigeverstellung wird dem Körper ein größerer Körperöffnungswinkel ermöglicht. Der Oberkörper kann sich besser aufrichten und der Druck auf die Bauchorgane wird reduziert.
4. Die Armlehnen
Um die Armlehnen richtig einzustellen, sollten die Unterarme flächig aufliegen können und der Schulterbereich spürbar entlastet werden. Bei korrekter Einstellung bilden Ober- und Unterarm in etwa einen rechten Winkel.
5. Die Lordosenstütze
Oft verfügt der Bürostuhl über eine verstellbare Rückenlehne, über die Sie die Lordosenstütze richtig einstellen können. Die Lordosenstütze wird auch als Lumbalstütze bezeichnet und ist die ausgeprägte Wölbung im unteren Bereich der Rückenlehne. Diese Wölbung unterstützt die nach vorne gerichtete natürliche Krümmung der Wirbelsäule, im Fachbegriff Lordose genannt.
6. Die dynamik der Rückenlehne
Die richtige Einstellung der höhenverstellbaren Rückenlehne sollte die natürliche Doppel-S-Form der Wirbelsäule erhalten und stützen.
Um die Rückenlehne bzw. den Anpressdruck der Lehne richtig einzustellen, sollte diese einerseits nicht zu stark nach vorne drücken und andererseits ein Nach-hinten-Fallen verhindern. Durch Probieren wird die Sitzlehnen-Mechanik so eingestellt, dass das gesamte Spektrum der Lehnenbewegung den Oberkörper ausgewogen trägt.
Ein rückengerechter Bürostuhl und die Einstellungen allein reichen allerdings nicht. Die Gesamtheit des Büroarbeitsplatzes, also Umgebung, Lichtverhältnisse bzw. eine darauf bestimmte Beleuchtung, das Schreibtischmaß, Bildschirmanordnung etc., muss gesehen und aufeinander abgestimmt werden. Eine ideale Ergänzung stellen kombinierte Steh-Sitz-Arbeitsplätze dar.
Der Blick auf den Bildschirm
Ein weiteres Schlüsselelement ist der Blick auf den Bildschirm. Oft sind die Sehbedingungen ausschlaggebend für die Körperhaltung am Arbeitsplatz. In einer physiologisch günstigen Haltung im Sitzen und im Stehen ist der Kopf leicht nach vorne geneigt. in der bei Bildschirmarbeit die Sehachse senkrecht auf die Oberfläche des Bildschirms in der Bildschirmmitte trifft.
Der Abstand zum Bildschirm muss mindestens 60 cm betragen (eine Armlänge) Immer häufiger wird in Büros an mehreren Bildschirmen gleichzeitig gearbeitet. Diese ordnet man bevorzugt nebeneinander an, um einen guten Überblick zu haben. Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von zwei oder mehr Monitoren zu einer deutlichen Verbesserung der Leistung führen kann.
Welche Rolle spielt die Bürogestaltung für den Mitarbeiter?
Wie Sie den Arbeitsplatz gestalten, spielt für den Mitarbeiter in körperlicher wie auch in seelischer Hinsicht eine Rolle. Menschengerechte Arbeitsbedingungen sind ein Grundprinzip. Es gilt, den Arbeitnehmer dabei weder zu unter- noch zu überfordern. Wer sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, zeigt Motivation und Leistungsbereitschaft. Davon profitiert letztlich das Unternehmen, denn optimale Arbeitsergebnisse sichern den Marktwert der Firma und machen das Unternehmen wettbewerbsfähig.
Die Arbeitsplatzgestaltung im Büro
Mit der Gestaltung des Arbeitsplatzes wird die Basis für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens geschaffen. Entspricht die Bürogestaltung modernen Gesichtspunkten und kommt den Mitarbeitern entgegen, wird sich dies positiv in den Arbeitsergebnissen niederschlagen. Die Arbeitsplatzgestaltung im Büro geht über die Platzierung von Schreibtisch und Computer hinaus. Das Ziel besteht in der Schaffung einer bestmöglichen Arbeitsatmosphäre und der Minimierung körperlicher wie seelischer Belastungen.
Laptop und Küchentisch
Nutzen Sie z. B. im Homeoffice vermehrt Ihren Laptop und sitzen dabei in Ihrem Esszimmer, so werden sich Ihr Bewegungs- und optisches System auf die Rahmenbedingungen einstellen. Um am Bildschirm des Laptops etwas sehen zu können, fordern der starre Tisch und Stuhl gemeinsam mit Laptop ein starkes Abweichen von der physiologischen Arbeitsweise des Bewegungsapparates. Durch die tiefe Position, Größe des Bildschirms und die fehlende Unterstützung von Tisch und Stuhl wandert die Halswirbelsäule nach vorne und der Kopf rotiert nach hinten, Ihr Nacken überstreckt sich und legt sich dabei in Falten. Ihre Augen haben so eine gute Sichtachse.
Früher oder später folgt der Kopfbewegung der Rest der Wirbelsäule in eine krumme Körperhaltung. Der Kopf mit seinem Gewicht von 4 bis 5 kg ist nach vorne verschoben und somit außerhalb der Achse, in der die Muskulatur ihn optimal halten kann. Durch die Bewegung nach vorne erhöht sich zusätzlich das von der Nackenmuskulatur zu tragende Gewicht des Kopfes. Wird diese Körperhaltung immer wieder oder sehr lange eingenommen, sendet die Nackenmuskulatur Warnsignale im Sinne von Schmerz oder Verspannung um auf die unökonomische Arbeitsweise aufmerksam zu machen.
Eine Mindestanforderung für das Arbeiten mit dem Laptop ist, dass Bildschirm und Tastatur getrennt werden. Anders lassen sich Seh- und anthropometrische Anforderungen nicht in Einklang bringen.
Bewegung im Büro integrieren
Für einen gesunden Büroalltag ist es zudem wichtig, auf Bewegungspausen zu achten. Einen Bürostuhl ergonomisch einstellen ist eine Sache, ausreichende Bewegung eine andere. Deswegen ist regelmäßige Bürogymnastik in Arbeitspausen sinnvoll, um dem Körper ausreichende Bewegung zu verschaffen und sich etwas Gutes zu tun. Ergänzend dazu empfiehlt es sich, während der Arbeit und in Pausen immer mal wieder aufzustehen, zum Beispiel zum Telefonieren.
Nutzen Sie, wenn möglich, das Rad für den Arbeitsweg und nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug. Der menschliche Körper ist für Bewegung gemacht und nicht für stundenlanges Sitzen und als Bildschirmarbeiter muss man etwas dafür tun, um jeden Tag aufs Neue ausreichend Bewegung zu bekommen.
unsere Expertin susanne weber
Hallo – mein Name ist Susanne Weber von ergoimpuls. Ich bin Ihr Ergonomieprofi für den Einsatz in Verwaltung und Produktion. In 30 Jahren Praxis und Theoriestudium entwickelte ich als ausgebildete Physiotherapeutin meinen eigenen Ansatz. Impulse müssen immer wieder gesetzt werden, um aktiv die Gesundheit zu fördern, sowie Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit zu steigern.
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